NEWS 2/2025 – Exoskelette: DGUV Information NEU

Auswahl und Einsatz von Exoskeletten

NEU – DGUV Information 208-062

Exoskelette bieten eine innovative Form der präventiven, personengebundenen Maßnahme. Sie können dazu beitragen, die körperliche Belastung am Arbeitsplatz zu verringern. Allerdings sollte für jeden Einsatzbereich sorgfältig geprüft werden, ob der Einsatz tatsächlich zu einer nachhaltigen Entlastung führt und welches Modell für die jeweilige Tätigkeit am besten geeignet ist. Dafür ist eine systematische Eignungsbewertung von Exoskeletten erforderlich.

Die “DGUV Information 208-062 Mensch und Arbeitsplatz – Auswahl und Einsatz von Exoskeletten” bietet eine praxisnahe Grundlage zur Bewertung von Exoskeletten. Sie enthält eine Schritt-für-Schritt-Anleitung mit Checklisten, Leitfragen und Empfehlungen, um fundierte Ergebnisse zu sichern und die Auswahl eines geeigneten Systems zu unterstützen.

Quelle: www.dguv.de

Antrieb – mechanisch / elektrisch

Exoskelette sind am Körper getragene technische Systeme, die das Muskel-Skelett-System bei körperlicher Arbeit unterstützen. Sie unterscheiden sich nach:

  • Antriebsprinzip: aktiv (mit Energieversorgung) oder passiv (Energiespeicherung durch Federn/Bänder).
  • Körperregion: z. B. Rücken, Schulter, Arme, Beine.
  • Gestalt und Bauweise: körpernah oder körperfern, mit festen oder weichen Materialien.
  • Funktionsweise: Erzeugung von Zug- oder Druckkräften.
Diagramm, das ein passives und aktives Exoskelett zeigt, mit Beschriftungen zu Antriebselementen und Energieversorgung.

Quelle: www.dguv.de

Exoskelette – Funktionsweisen

Exoskelette unterstützen das Muskel-Skelett-System, indem sie Kräfte aufnehmen oder umleiten und so Ermüdung sowie Überlastungen reduzieren und Körperhaltungen verbessern. Sie bieten meist nur Teilunterstützung und ersetzen keine ergonomischen Maßnahmen.
Man unterscheidet:

  • Starrgliedrige Systeme entlasten den unteren Rücken durch Drehmomente, die über stabile Strukturen auf den Körper übertragen werden.

  • Elastische Systeme nutzen gedehnte Textilien oder Bänder, um Zugkräfte zu erzeugen, die das Aufrichten des Rumpfes unterstützen und durch die Wirbelsäule ausgeglichen werden.

    Diagramm, das zwei Arten von Exoskeletten zeigt: ein starrgliedriges Exoskelett und ein Exoskelett mit elastischen Textilien.

    Quelle: www.dguv.de

    Exoskelette – Auswahl

    Für den betrieblichen Einsatz von Exoskeletten müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein.
    Die Auswahl eines geeigneten Exoskeletts erfolgt in drei Schritten:

    • Vorbereitung: Analyse von Tätigkeiten, Arbeitsumfeld, Unternehmensstruktur, Einflussfaktoren ⇒ Festlegung von Zielvorgaben!
    • Testphase: Begleitete Erprobung mit subjektiver und objektiver Bewertung der Eignung
    • Auswertung: Ergebnisse bilden die Grundlage für die endgültige Auswahl und Einführung, unterstützt durch Checklisten und Fragebögen der DGUV.
    Zwei Exoskelette in Anwendung: eines beim Arbeiten mit einem Hochdruckreiniger und das andere beim Heben von Kisten.

    Quelle: www.dguv.de

    Empfehlungen

    🔹 Einsatz

        • Exoskelette sind letzte Maßnahme nach dem TOP-Prinzip (technisch, organisatorisch, persönlich).
        • Herstellerangaben berücksichtigen (Einsatzzweck, Nutzerkreis, Gefährdungen).
        • Nur für die passende Körperregion, Bewegungsbereiche und Teiltätigkeiten einsetzen.
        • Dynamik und Neben­tätigkeiten prüfen, Fahrzeugführung vermeiden.
        • Notfall- und Erste-Hilfe-Szenarien sicherstellen.
        • Arbeitsmedizinische Vorsorge ermöglichen.

    🔹 Nutzbarkeit & Akzeptanz

        • Individuelle Unterschiede (z. B. Körpergröße) berücksichtigen.
        • Arbeitsqualität und Zeitvorgaben dürfen nicht beeinträchtigt werden.
        • Gute Passform und Einstellmöglichkeiten sicherstellen.
        • Unterstützungsleistung an Belastungsprofil anpassen.
        • Systemeinführung schrittweise mit Testphasen und Einbindung der Beschäftigten.
        • Transparente Kommunikation fördert Akzeptanz.

    🔹 Erprobung

        • Geeignete Messmethoden wählen und korrekt anwenden.
        • Kombination aus qualitativen und quantitativen Methoden nutzen.
        • Standardisierte Bewegungsabläufe für Vergleichbarkeit einsetzen.
        • Regelmäßige Wiederholungen zur Erfassung von Langzeiteffekten durchführen.
        • Einheitliche Vorgehensweise zum Effektnachweis sicherstellen.

    Fazit

    👉  Der erfolgreiche Einsatz von Exoskeletten erfordert sorgfältige Prüfung, sichere Rahmenbedingungen, individuelle Anpassung und kontinuierliche Erprobung.